Für viele Besucher ist Semarapura nur ein Zwischenstopp auf der Reise zu den touristischen Highlights im Osten der Insel Bali, wie dem Muttertempel Pura Besakih, dem Vulkan Gunung Agung und der Fledermaushöhle Goa Lawah. Eingebettet zwischen spektakulären Vulkanlandschaften und saftig grünen Reisterrassen, hat diese geschichtsträchtige Stadt jedoch einige Sehenswürdigkeiten zu bieten und rechtfertigt einen eigenen Besuch auf der Reise durch Bali.
Taman Gili und die Gerichtshalle Kerta Gosa
Die Taman Gili-Anlage ist heute der einzige Überrest des einstigen Prachtpalastes von Klungkung. Das Relikt befindet sich im Zentrum der Stadt Semarapura und wurde zwischen 1930 und 1960 teilweise restauriert. Heute sind als Sehenswürdigkeiten das Südportal, Pemedal Agung, und die Pavillons Bale Kambang und Bale Kerta Gosa die einzigen vollständig erhaltenen Bauwerke der gesamten Anlage.
Auf einer kleinen Insel, umgeben von künstlich angelegten Wasserbecken, steht der Lustpavillon Bale Kambang. Die zahlreichen Wandmalereien wurden in den letzten Jahren mehrfach restauriert. Hier wurden die berühmten balinesischen Zahnfeilungszeremonien durchgeführt. Vom einstigen Palast Puri Semara Pura, der 1908 von niederländischen Kanonen vollständig zerstört wurde, sind leider nur noch die Grundmauern erhalten.
Innerhalb der Palastanlage findet man die ehemalige Gerichtshalle Kerta Gosa. Sie wurde im 17. Jahrhundert unter König Dewa Agung Jambe, der gleichzeitig oberster Richter von Klungkung war, errichtet. In der großen Halle stehen prunkvoll geschnitzte Richterstühle. Berühmt wurde dieser Ort weltweit für seine einmaligen Wandmalereien und Deckenfresken. Diese Sehenswürdigkeiten erzählen im unteren Teil der im Wayang Stil angefertigten Malereien, welche Qualen und Strafen ein Delinquent nach seinem Tod in der Hölle zu erwarten hatte. Die oberen Deckenfresken stellen eindrucksvoll die himmlischen Freuden für die Unschuldigen dar. Man sollte sich die Zeit nehmen, diese einmaligen Relikte ausgiebig zu betrachten. Um die Fresken für die Nachwelt zu erhalten, werden sie in regelmäßigen Abständen von ausgewählten Wayang-Malern restauriert.
Weitere Sehenswürdigkeiten in Semarapura
Am Rande der Anlage Taman Gili befindet sich das Semarajaya Museum. Eindrucksvoll werden hier die Geschichte der traditionellen Palmweinherstellung, die Kunst des Songket-Webens und die uralten Techniken der Salzgewinnung von Bali dokumentiert. In einem extra Raum wird der aussichtslose Kampf der Königsfamilie gegen die niederländische Kolonialmacht mit dem anschließenden Puputan, dem rituellen Selbstmord der Adelsfamilie, dargestellt.
Mitten auf der Kreuzung, in der Ortsmitte von Semarapura, befindet sich das Puputan-Monument. Die riesige, vierseitige Kanda Pat Statue bewacht die vier Himmelrichtungen der Erde. Das Denkmal erinnert ebenfalls an den Puputan von 1908, bei dem über 200 Mitglieder der Fürstenfamilie samt ihrer Anhänger den Tod fanden.
Westlich des Stadtzentrums, an der Hauptstraße nach Gianyar, befindet sich mit dem Gunarsa Museum of Classical & Modern Art eine der weiteren Sehenswürdigkeiten der Region. Die Kunstsammlungen sind in zwei traditionellen Gebäuden, umgeben von einem üppigen botanischen Garten, untergebracht. Hier werden zahlreiche klassische Gemälde aus dem 15. Jahrhundert ausgestellt, sowie uralte Schnitzereien und balinesische Marionetten – alle jeweils aus Bali stammend. Im zweiten Gebäude befinden sich moderne Gemälde und Werke des Gründers des Museums, des berühmten balinesischen Malers Nyoman Gunarsa.
Zusätzliche Reisetipps für die Umgebung
Nur zwei Kilometer von Semarapura entfernt liegt das Dorf Kamasan. Hier hat die traditionelle Wayang-Malerei, die auch in der Gerichtshalle von Kerta Gosa Verwendung fand, in Bali ihren Ursprung. Beim Wayang Stil werden zum Malen überwiegend natürliche Pigmente aus Kohle, Früchten und Blättern verwendet. Bereits im 14. Jahrhundert siedelte der Raja von Gelgel seine Hofkünstler, hauptsächlich Maler, Gold- und Silberschmiede hier an. Anders als in Ubud findet man hier kaum Shops und Galerien. Einige Künstler führen Touristen jedoch gerne durch ihr Atelier und verkaufen auch ihre Bilder und andere bemalte Kunstobjekte.
In ca. 15 Kilometern Entfernung zum Ort Semarapura liegt unmittelbar am Strand der fast unbekannte Tempel Pura Masceti. Er beschützt die Insel vor bösen Meeresgeistern. An diesem Strand sind touristische Aktionen, einschließlich Baden oder Sonnen, strengstens verboten. Die Atmosphäre dieses Tempels am feinen Sandstrand, mit dem Meeresrauschen im Hintergrund, ist einfach unvergleichlich. Alle hinduistischen Zeremonien werden hier direkt am Strand abgehalten.